Hier finden Sie häufige Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Kultur. Aktuell steht noch das nachhaltige Filmschaffen im Vordergrund; zukünftig sollen aber auch Fragen zur Nachhaltigkeit in anderen Kultursparten beantwortet werden. Sie haben Fragen, auf die Sie in unserem Q & A noch keine Antwort finden? Dann melden Sie sich bei uns, wir aktualisieren diese Seite regelmässig.
Welche Vorteile bietet nachhaltiges Filmschaffen?
Nachhaltig geführte Produktionen ermöglichen den Filmschaffenden, ihre Profession auszuüben, ohne dabei Umwelt und damit auch Mitmenschen zu schädigen. Nachhaltiges Filmschaffen führt darüber hinaus zu einem positiven Imagewandel der Filmwirtschaft. Durch das Miteinbeziehen der gesamten Filmcrew inklusive Cast, Dienstleistern und anderen Vertragspartnern während der Produktionszeit, kann das Thema Nachhaltigkeit eine besondere, durchaus motivierende Dynamik schaffen. Die publikumswirksame Film- und TV-Branche gilt als Multiplikator, denn in Filmen vermittelte Inhalte dienen vielen bewusst oder unbewusst als Vorbild.
Nachhaltiges Filmen bringt mittel- und langfristig auch ökonomische Vorteile und wird in naher Zukunft bei der Vergabe von Aufträgen und Fördermitteln weiter an Bedeutung gewinnen. Generell ist der Mehrwert von Green Filming gross und leistet einen wichtigen Beitrag in Sachen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit. (prismacoop | GreenFilmTools 2019)
Wie funktioniert ökologisches Drehen?
Um klimafreundlich und ökologisch zu drehen, gibt es ein systematisches Handlungsschema für ein schrittweises Vorgehen. Bereits im Vorfeld einer Produktion werden alle Beteiligten für das Thema sensibilisiert. Die Kreativdepartments Regie, Kamera, Szenen- und Kostümbild wie auch das Produktionsteam werden bereits in die Planungsgespräche einbezogen. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist das Bekenntnis der Filmproduktionsfirma zu dem Vorhaben einer nachhaltigen Produktionsweise, das idealerweise im Leitbild des Unternehmens verankert wird.
Als nächsten Schritt gilt es zu ermitteln, in welchen Bereichen Ressourcen minimiert und Schadstoff-Ausstösse reduziert werden können. Für jene Bereiche, bei denen mit geringem Aufwand grosse Verbesserungen erzielt werden können, werden erreichbare Ziele definiert. Die dokumentierende CO₂-Bilanz erfolgt auf Basis von Berechnungen mittels eines spezifisch für Dreharbeiten adaptierten CO₂-Rechners. In der Regel werden folgende ›Hotspots‹ untersucht: Produktionsbüro, Transporte für Personen und Material, Unterkünfte, Technik und Licht, Szenenbild mit Drehorten „on Location“ oder im Studio und Dekorationsbau, Kostümbild, Catering, Abfallmanagement. Über die Analyse der Hotspots lassen sich CO₂-Einsparungspotenziale und Optimierungsmaßnahmen erkennen. Nicht vermeidbare CO₂-Emissionen können durch CO₂-Kompensation ausgeglichen werden.
In Absprache und gemeinsam mit den einzelnen Departements können in Folge geeignete Massnahmen umgesetzt werden. Die erzielten Verbesserungen werden laufend mit den geplanten Zielen verglichen. Die entsprechende Bilanz wird regelmässig mit der Tages-Dispo ans Team kommuniziert, das somit in den Prozess der nachhaltigen Umsetzung eingebunden und motiviert bleibt. (prismacoop | GreenFilmTools 2019)
Was ist der CO₂-Fussabdruck ?
Der CO₂-Fussabdruck, im englischen Carbon Footprint, ist das Maß für Emissionen von CO₂, die direkt oder indirekt bei der Herstellung eines Produkts anfallen oder durch eine Aktivität verursacht werden. Gemessen wird er in CO₂-Äquivalenten (CO₂-e). Der Carbon Footprint beruht auf dem Konzept des ökologischen Fussabdrucks. Dieser steht für die Fläche, die notwendig ist, um Nahrung und Kleidung etc. für eine Person zu produzieren und die Energie bereitzustellen, die sie verbraucht. Hinzu kommt der Boden, der für die Entsorgung des Mülls und zum Binden des freigesetzten CO₂ benötigt wird.
Häufig wird dieser Footprint in Planeten angegeben. Global gesehen verbraucht die Menschheit die Ressourcen von rund 1,7 Erden (Stand 2019), wir Schweizerinnen und Schweizer sogar die von drei Erden. (prismacoop und WWF Schweiz)
Der CO₂-Fussabdruck der Filmindustrie
Mit einem beträchtlichen ökologischen Fussabdruck gehört die Film-und Medienwirtschaft zu den energieintensivsten Branchen; Tendenz steigend. Gemäss Guardian, verursacht ein durchschnittlicher Film schätzungsweise 500 Tonnen CO₂-Emissionen (das entspricht dem Betrieb von 108 Autos, ein Jahr lang). Je nach Budget steigt der CO₂-Ausstoss auf bis zu 4000 Tonnen.
Die Sustainable Production Alliance (SPA), ein Zusammenschluss von Film-, Fernseh- und Streaming-Unternehmen, hat sich der Reduzierung der Umweltauswirkungen der Unterhaltungsindustrie verschrieben. 2021 veröffentlichte sie ihren ersten Bericht zur CO₂-Bilanz. Die Mitglieder der SPA sind Amazon Studios, Amblin Partners, Disney, Fox Corp., NBCUniversal, Netflix, Participant, Sony Pictures Entertainment, ViacomCBS und WarnerMedia.
Der aufschlussreiche Bericht „Close Up: Carbon Emissions of Film and Television Production“ (PDF) zeigt erstmalig branchenweite Durchschnittswerte für den CO₂-Fussabdruck der SPA-Mitgliedsunternehmen, für Projekte zwischen 2016 und 2019. Der Bericht bezieht sowohl direkte Emissionen, wie die von Treibstoff, als auch indirekte Emissionen durch eingekauften Strom, Flugreisen und Übernachtungen in seine Berechnungen ein.
Die wichtigsten Ergebnisse zeigen:
Tentpole-Filme (Blockbuster) hatten einen durchschnittlichen CO₂-Fussabdruck von 3’370 Tonnen – rund 33 Tonnen pro Drehtag. Grosse Produktionen hatten einen CO₂-Fussabdruck von 1’081 Tonnen, mittlere einen von 769 Tonnen und kleine Filme einen von 391 Tonnen.
Bei einstündige Dramaserien mit Drehbuch liegt der CO₂-Ausstoss bei 77 Tonnen pro Folge. Treibstoff – der beispielsweise in Produktionsfahrzeugen und Generatoren verwendet wird – war in der Regel die grösste Quelle von Treibhausgasemissionen und machte 48 % bis 56 % der Emissionen bei Filmen und 58 % bei Fernsehserien mit Drehbuch aus. (Guardian, Variety und SPA)
Was ist Green Storytelling?
Green Storytelling bedeutet, dass in der filmischen Erzählung ökologisch nachhaltige Verhaltensweisen dargestellt werden. Die Handlung eines Films, die Charakterisierung einer Rolle oder die Storyline im Drehbuch können ökologisches Verhalten berücksichtigen und damit einen Vorbildcharakter für Zuschauerinnen und Zuschauer entwickeln.
Was ist der European Green Deal?
Klimawandel und Umweltzerstörung sind existenzielle Bedrohungen für Europa und die Welt. Die EU hat sich verpflichtet, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Mit dem europäischen Grünen Deal soll der Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft geschaffen werden.